#372: Ein vernebelter Ausblick und ein ungebetener Dauergast

Ein vernebelter Ausblick – und warum Unternehmer:innen keine Glaskugel brauchen

Die Wochen vor Weihnachten fühlen sich für viele intensiv an.
Für Unternehmer:innen ganz besonders.

Man möchte Projekte abschließen, Rechnungen finalisieren, Ziele hinterfragen, neue setzen – und gleichzeitig somehow im Hintergrund noch so etwas wie Besinnlichkeit spüren. Die Realität bleibt: Termindruck, Verantwortung und ein Kalender, der auf den letzten Metern des Jahres keinen Zentimeter nachgibt.

Vielleicht ist es genau deshalb, dass ich gerade in dieser Phase mein morgendliches Espresso-Ritual besonders schätze.
Ein kurzer Moment ohne Termine, ohne Entscheidungen, ohne Erwartungsdruck.
Ein Moment, um innezuhalten und den Blick zu schärfen.

Der Nebel als Sinnbild für unternehmerische Realität

Heute früh lag dichter Nebel über der Landschaft.
Nichts war klar erkennbar, die Konturen verschwammen, alles wirkte unscharf und schwer lesbar.

Ein Bild, das viele Unternehmer:innen nur zu gut kennen.
Denn egal, ob es um Märkte, Geschäftsmodelle, Personal, Lieferketten oder geopolitische Trends geht:

Die Zukunft ist nie klar.
Und ein Blick in die Glaskugel bleibt genau das – ein Blick in die Glaskugel.

Trotzdem versuchen wir jedes Jahr aufs Neue, „den perfekten Moment“ zu finden:
den perfekten Marktzyklus, den perfekten Einstiegszeitpunkt, die perfekte Konjunkturphase.

Aber genau hier passiert etwas Entscheidendes.

Unternehmer:innen brauchen kein Timing – sie brauchen ein System

Im Kerngeschäft handeln Unternehmer:innen selten, weil der Zeitpunkt perfekt ist.
Sondern weil sie ein Fundament, eine Strategie und eine Klarheit in der Ausrichtung haben.

Ein Projekt startet man nicht, weil die Sterne richtig stehen,
sondern weil man es für sinnvoll hält – und weil man ein System hat, das Entscheidungen ermöglicht.

An der Börse ist es nicht anders.

Viele Anleger:innen glauben, sie müssten nur „den optimalen Moment erwischen“.
In Wahrheit ist das Zeitpunkt-Raten einer der Hauptgründe, warum Renditen verloren gehen.

Unternehmer:innen brauchen keinen optimalen Zeitpunkt.
Sie brauchen:

  • ein klar definiertes System,

  • Regeln, die auch im Nebel funktionieren,

  • und eine Struktur, die Entscheidungen erleichtert statt erschwert.

Timing ist Glück.
System ist Strategie.

Und Unternehmer:innen arbeiten mit Strategie – nicht mit Hoffnung.

Warum Systeme den Unterschied machen

Ein gutes System:

  • entlastet,

  • schafft Orientierung,

  • reduziert Unsicherheit,

  • schützt vor Überreaktion,

  • und gibt den Rahmen, innerhalb dessen man flexibel agieren kann.

Unternehmer:innen wissen das aus ihrem Alltag:
Erfolg entsteht selten durch spontane Eingebungen, sondern durch wiederholbare Abläufe, die auch dann funktionieren, wenn es unübersichtlich wird.

An der Börse gilt genau dasselbe Prinzip.

Ein Jahr voller Widersprüche – und voller Orientierung

2025 war ein Jahr, das vieles auf den Kopf gestellt hat:
wirtschaftlich, geopolitisch, emotional.
Trotzdem zeigt es genau das, was für Unternehmer:innen so entscheidend ist:

Märkte brauchen keine Klarheit. Sie brauchen Perspektive.

  • Stabilität entsteht nicht durch Prognosen. Sondern durch Systeme.
  • Unsicherheit ist kein Hindernis. Sie ist ein Normalzustand.

Als Unternehmer:in bewegt man sich nicht trotz Unsicherheit vorwärts –
sondern mit ihr.

Was dieser Nebel uns lehrt

Der Blick aus dem Fenster war heute keine Wetterbeobachtung.
Es war eine Erinnerung:

  • Die Zukunft wird nie glasklar sein.

  • Sicherheit entsteht nicht durch Wissen, sondern durch Struktur.

  • Und die Kunst liegt nicht darin, Nebel zu vermeiden – sondern darin, sich im Nebel orientieren zu können.

Unternehmer:innen brauchen keine Glaskugel.
Sie brauchen ein System, das trägt.
Im Geschäft.
Und an der Börse.

🔻Die ganze Kolumne findest du unter folgenden Links:

PDF: Logbuch des Börsianers vom 5.12.2025

Logbuch-Serie: Kleine Zeitung

e-fundresearch: Börsenbarometer

FH JOANNEUM: Wöchentlicher Börsenbrief

 

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